Madame Pompadour

Madame Pompadour by Nico Bazo
Madame Pompadour, Beata Sievi Corset Artist 2011, Bild: Nico Bazo

ENTSTEHUNGSJAHR: 2004 – 2006
MATERIAL: Seide / Baumwolle Mischung, Satin Cuir von Tissus Créations Buche-Guillaud, Paris

_DSC0697 como objeto inteligente-1
Korsett Madame Pompadour, Beata Sievi 2006, Bild: Nico Bazo
Korsett Ausstellung Basel B.Sievi
Die erste Version des Korsetts „Madame Pompadour“ von Beata Sievi 2004
Korsett Beata Sievi
Die erste Version des Korsetts

Die Anfertigung und Gestaltung dieses Korsetts erstreckte sich über mehrere Jahre. In der ersten, schlichten Version ohne jegliche Verzierungen entstand das Korsett im Jahr 2004 im Rahmen der ersten Auseinandersetzung mit den Korsettformen des Barocks. Dadurch, dass das Korsett auch die Hüfte umschloss, was ein moderner Einfluss ist, war die Verarbeitung besonders schwierig. Zuerst entstand der gesamte Unterbau, der mit quer und längs angeordneten Korsettstäben versehen wurde. Im zweiten Schritt wurde diese Konstruktion mit einem leichten Flies bedeckt. Anschliessend wurde der wertvolle seiden Satin darüber gespannt. Insbesondere diese nicht historische, sondern in der Haute Couture Korsetterie angewandte Technik verlangt eine besondere Fertigkeit, um einen absolut faltenlosen Look zu erreichen. Ursprünglich schmückten das Korsett keine sichtbaren Verzierungen, aber es wurden einige frivole Botschaften in Form von Bildern und Gedichten auf das Futter im Innen des Korsetts aufgedruckt. Zudem wurde bei der Gestaltung eine romantische Tradition aufgegriffen – das Blankscheit – ein schwerer Korsettstab, der die vordere Front stützt. Der Stab wurde aus Messing gefertigt und mit einer Gravur aus einem französichen Liebesgedicht versehen.

Korsett Beata Sievi
Galante Bilder und Gedichte im inneren des Korsetts von Beata Sievi
Korsett Ausstellung Beata Sievi
Gravierter Blankschiet im Korsett von Beata Sievi

Blankscheit (historischer Exkurs)
Das Blankscheit ist ursprünglich ein ca. 30 cm langes und 3-4 cm breites Brettchen, das im 16. bis 18. Jahrhundert in eine Aussparung der vorderen Mitte einer Schnürbrust eingeschoben wurde, um die zu jener Zeit von der Mode vorgegebe, gerade Linie zwischen Brust und Bauch zu erzielen. Es wurde vornehmlich aus Holz, Horn oder Fischbein gefertigt, selten auch aus Metall. Fein geschnitzt und mit Sinnsprüchen oder Liebeserklärungen verziert, war es eine beliebte Liebesgabe. Als sich die favorisierte Korsettlinie Anfang des 19. Jahrhunderts änderte, kam das Blankscheit aus der Mode. Als 1829 eine neuartige Korsettschließe erfunden wurde, taufte man diese ebenfalls Blankscheit, nannte sie aber -wohl zur besseren Unterscheidung – häufiger mit dem französischen Namen, Planchet oder Planchette.

612C1EA6-DC24-4D91-9AD0-BE627D0A0DE4
Korsett-Planchetten aus dem 18 Jh., Bayerisches Nationalmuseum München
Beata Sievi bei der Arbeit by Nico Bazo
Beata Sievi bei der Arbeit, Bild: Nico Bazo

Im Jahr 2006, nach einem Besuch und Recherchen in der Korsettsammlung des Museums Gailliera in Paris hat Beata Sievi das Korsett, gemäss einem historischen Vorbild, von Hand dekoriert. Einige der Arbeiten hat sie an ihre damalige Praktikantin delegiert. Beim Aufnähen einer schwarzen Kordel, hat sich die Praktikantin in den Finger gestochen, was auf der Vorderseite des Korsetts einen Flecken hinterliess, der nicht entfernt werden konnte. Dies brachte die Designerin auf die Idee zusätzliche Spitzen-Bordüren anzubringen. Kurz vor der Aufführung «Paradies im Boudoir» 2013 erhielt das Korsett auch die Libellen-Motive. Es wurde von einem jungen Model Luzia, zusammen mit einem passenden Jupe aus Tüll, vorgeführt.

bea_soiree_024
Model Luzia in der Kreation von Beata Sievi, „Paradies im Boudoir“ 2011, Bild: S.Kutac
bea_soiree_085
Luzia und Cindy, Paradies im Boudoir, 2011, Bild: S.Kutac

Mehr über das Kabinettstück „Paradies im Boudoir“ erfahren Sie in diesem Blogartikel.