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Korsett und Emanzipation

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„Orgasm me too“ – Corset by Beata Sievi Corset Artist, Juli 2018

In den 20 Jahren meiner Arbeit als Korsettdesignerin wurde ich immer wieder darauf hingewiesen, besonders gern von Journalisten, dass Korsett das ein Symbol der weiblichen Unterdrückung sei. Diesen Vorurteilen versuchte ich stets mit Gelassenheit zu begegnen. Nachdem ich in den letzten zwei Jahren eine Reihe kultureller Veranstaltungen organisiert habe, die die Befreiung der weiblichen Sexualität aus den Fesseln des Patriarchats thematisieren, werde ich nun erst recht gefragt, wie ich Korsetterie und Emanzipation miteinander verbinde. Die Antwort: Das Korsett ist dazu bestimmt, die weibliche Verführungskraft zu bestärken. Es ist nicht das Korsett, das weibliche Verführung mit Unterdrückung verbindet, sondern das Patriarchat. Denn Korsette können Frauen durchaus darin bestärken, ihre Rechte und ihr Vergnügen aktiv einzufordern. Meine neuste Kreation will diese Auffassung deutlich zum Ausdruck bringen.

Korsett revolution
Werbung für Ball`s Corset ca. 1880

Korsett und erotische Subjektivität der Frau

Als ich mich vor 20 Jahren mit der Geschichte des Korsetts zu befassen begann, stiess ich auf die Werke der amerikanischen Modeforscherin Valerie Steele. Die Untersuchung konkreter historischer Beispiele führte sie in ihrem Buch „The corset. A cultural history“ zum Schluss, dass ein Mieder schon früh ein Mittel der selbstbewussten Inszenierung weiblicher Schönheit war und in Verführungen gekonnt eingesetzt wurde. Frauen des 18. und 19. Jh. waren weit davon entfernt, lediglich Objekte des männlichen Begehrens zu sein, sondern spielten aktiv mit ihrer modischen Aufmachung. Valerie Seele lieferte mir damit einen Beweis für meine vage Intuition, dass es zu kurz greift, Korsetts per se mit Einschnürung gleichzusetzen, und sie bestätigte mir die starke Faszination für dieses besondere Objekt. Das fundierte Wissen über die Korsettgeschichte habe ich sowohl in meinem Unterricht integriert als auch den Journalisten zu vermitteln versucht.

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Jean-François Detroy, Lady showing bracelet to her suitor, 1734

Heute, nach der Lektüre der Werke der berühmten Soziologin Eva Illouz, würde ich zu der Analyse von Valerie Steele gerne etwas ergänzen. Auch wenn früher das Korsett den Frauen in sexuellen Beziehungen durchaus zu Subjekt- und nicht einfach zu Objektstatus verholfen haben mag, so verblieb ihre Autonomie dennoch auf einen relativ schmalen Raum beschränkt. In ihrem Werk „Warum die Liebe weh tut“ argumentiert Eva Illouz, dass Schönheit und sinnliche Anziehungskraft in der patriarchalischen Gesellschaft über Jahrhunderte so etwas wie ein „erotisches Kapital“ darstellten. Diese auf dem Heiratsmarkt und in illegitimen Liaisons bewusst eingesetzte Währung ermöglichte es Frauen, einen sonst unzugänglichen ökonomischen oder sozialen Status zu erreichen. Dass bei diesem Tauschhandel ihre sexuellen Bedürfnisse angedeutet, aber nicht unbedingt befriedigt wurden, mussten sie angesichts mangelnden Wissens über die weibliche Sexualität und in Anbetracht rigider Moralvorstellungen hinnehmen.

Erotische Freiheit und fehlende Selbstbestimmung

Heute ist die Situation anders. Die Chancen für den sozialen Aufstieg und Reichtum sind zwischen den Geschlechtern zwar noch nicht gleich, aber auf der Seite der Frauen grösser als je zuvor. Das fundierte Wissen über weibliche Sexualität ist vorhanden und gut zugänglich und die Einschränkungen der Religion sind weggefallen. Wie steht es aber um die weibliche Selbstbestimmung in der Sexualität in dieser neuen Epoche der Befreiung? Die junge Philosophin Margret Stokowski gibt in ihrem Buch «Untenrum frei» folgende Antwort: «Während wir glauben, wir hätten die Fesseln des Patriarchats längst gesprengt, haben wir nur gelernt in ihnen shoppen zu gehen». Dabei bezieht sie sich auf die Tatsache, dass sehr viele Frauen in den erotischen Begegnungen immer noch auf ihr erotisches Vergnügen verzichten. Dies bestätigen Psychologinnen und Sexologinnen wie Martha Meana, Peggy Orenstein, Tabea Freitag und Sandra Konrad, die sowohl mit reifen als auch mit jungen Frauen arbeiten. Die Forscherinnen machen darauf aufmerksam, dass vielen Frauen von heute der Zugang zum eigenen sinnlichen Empfinden fehlt. Oft wissen sie kaum, was sie wollen, und lassen sich deshalb auf sexuelle Praktiken ein, die ihnen keinen Spass bereiten. Sie täuschen den Männern ihre Erregung vor und stellen das eigene Vergnügen hintenan. Woran liegt es, dass viele Frauen selbst nach der sexuellen Revolution so bereitwillig Männer befriedigen und so wenig Engagement für die Erfüllung ihrer eigenen sexuellen Wünsche zeigen?

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Stoffdruck für das neue Korsett von Beata Sievi Corset Artist

Psychologische Forschungen nennen unterschiedliche Gründe. Erstens sind viele Frauen immer noch überzeugt, dass sie durch sexuelle Unterwerfung das Interesse des Mannes gewinnen oder dieses erfolgreich aufrechterhalten können. Insbesondere, wenn es um die erste Verliebtheit geht, steht die Sexualität im Dienst der Bindung und wird unbewusst instrumentalisiert. Hier ist das eigene Vergnügen noch involviert, aber das erotische Potential wird oft nicht ausgeschöpft, weil Mädchen ihre Climax und all das, was zu ihr führen könnte, von ihren jungen Partnern nicht einzufordern wissen. Auch in Langzeitbeziehungen kommen viele Frauen nicht auf ihre Kosten, weil ihnen die Lust mit den Jahren abhandenkommt. Gefangen in dem Modell der monogamen Ehe, verzichten sie auf erregende Abenteuer und zwingen sich, die eheliche Pflicht auch ohne Lust zu erfüllen.

Als zweite Gruppe der Motive, weshalb Frauen auf die männlichen sexuellen Wünsche reagieren, auch wenn sie selbst dabei nicht erregt sind, nennen die Forscher Befriedigung unterschiedlicher sozialer Bedürfnisse. In vielen persönlichen Interviews und Fragebogen mit Heranwachsenden zeigt sich, dass vor allem Fellatio eine verbreitete Praktik ist, die nur von den Männern mit körperlicher Lust betrieben wird. Junge Frauen hingegen schildern sie als eine „unpersönliche Angelegenheit“ und sie vergleichen Oralverkehr sogar mit einem Zahlungsmittel, das ihnen besondere Dienste leistet. Ganz anders als vor 30 Jahren, als orale Stimulation noch als Zeichen einer ganz grossen Intimität galt.

Das neue Korsett von Beata Sievi Corset Artist - Entstehungsprozess
Das neue Korsett von Beata Sievi Corset Artist – Entstehungsprozess

Die Befragungen von Jugendlichen zeigen zwei Hauptmotive, weshalb junge Frauen Männer oral befriedigen, selbst wenn sie dabei weder emotionell engagiert noch erregt sind. Einerseits versuchen sie damit in Situationen grossen Drucks – bis hin zur Erpressung – den Partner mit oralem Sex zu besänftigen, ohne in den Geschlechtsverkehr einwilligen zu müssen. Die Häufigkeit, mit welcher sie diese Strategie anwenden, deutet daraufhin, dass männliche Dominanz im heutigen Dating sehr oft vorkommt und es den Frauen an anderen Mitteln, damit umzugehen, komplett fehlt. Zudem gibt es, aller Aufklärung zum Trotz, heute noch Frauen, die glauben, dass Männer aufgrund der hormonellen Unterschiede von der sexuellen Spannung befreit werden müssen und dass Verantwortung dafür einer Frau obliegt. Als zweites Motiv für ihre Fügsamkeit führen viele Mädchen an, dass eine Einwilligung in Fellatio ihnen „die richtige Art der Popularität“ unter den Männern einbringt und ihren Status in der Peer-Gruppe erhöht. Offenbar setzt hier die von Männern produzierte Pornografie bereits im Alltag die Standards dafür, was Frau für einen Mann interessant macht.

Gefragt nach ihrem eigenen Empfinden geben Mädchen zu, dass sie bei solchen Praktiken keinen wirklichen Spass haben. „But it’s definitely not the physical side of it, because that’s so gross and it really hurts my throat. I mean, it’s sort of fun getting in the rhythm of it. But it’s never fun fun”, meinte eine 18-Jährige, die von Peggy Orenstein interviewt wurde. Diese Haltung unterstützen bedauerlicherweise zahlreiche Frauenzeitschriften, indem sie nicht nur einfache Tipps für Fellatio abgeben, sondern auch – wie z.B. in der Online-Version von Glamour und Freundin – Frauen belehren, wie es möglich ist, sogar den Würgereflex abzutrainieren, um den berühmten „Job“ besser zu verrichten.

„Würde die Menschheit dieselben Anstrengungen in die Raumfahrt stecken, wie die Redaktionen von Frauenzeitschriften in Blowjob-Ratgeber, könnten wir längst zum Kaffeetrinken auf den Mars“ – bringt es Margret Stokowski auf den Punkt.

Auch ich betrachte die gegenwärtige Situation als höchst problematisch und alarmierend. Das grösste Potential der Sexualität liegt in der Reziprozität! Sexuelle Praktiken, in welchen männliche Bedürfnisse nach sexuellem Vergnügen selbstverständlich befriedigt werden, während die Frau ihre körperlichen und emotionalen Empfindungen gänzlich abspalten muss, um daraus irgendeinen sekundären psychischen oder sozialen Nutzen zu ziehen, kreieren ein ungesundes strukturelles Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Sie entfremden beide Agierende vom Glückspotential, das einer reziproken erotischen Begegnung innewohnt. Eine derartige Instrumentalisierung der weiblichen Sexualität untergräbt zudem die Integrität der Frau und zementiert die patriarchalen Strukturen.

Beata Sievi Corset Artist 2

“Orgasm is a human right”

Die erotische Anziehung zwischen den Menschen ist eine Urkraft. Von Anbeginn meiner Arbeit als Korsettdesignerin habe ich mich als Botschafterin dieser Kraft verstanden. Meine Korsetts sind dazu bestimmt, in den heterosexuellen Beziehungen die weibliche Verführungskraft zu bestärken. In meinen Kreationen sehen Frauen so aus, wie sie sich wünschen und wie das männliche Auge es erträumt. Der begehrende Blick eines Mannes vermag dafür die weiblichen Sinne anzuregen. Hier stehen sich beide Geschlechter in ihrer vollen Potenz als gleich starke Wesen gegenüber. Dieses Potenzial soll aber auch in der sinnlichen Begegnung Entfaltung und Kulmination finden. Um dies zu erleben, müssen Frauen sich dazu entscheiden, ihr sexuelles Vergnügen einzufordern.

 

Literatur:

The corset. A cultural history, Valerie Steele
Warum Liebe weh tut. – Eva Illouz, Surkamp 2016
Girls & Sex: Navigating the Complicated New Landscape.- Peggy Orenstein, Paperback 2017
Die versteckte Lust der Frauen. – Daniel Bergner, Knaus 2014
Emotionale Gewalt durch Pornografie und frühe Sexualisierung. -Tabea Freitag in: Bindung und emotionale Gewalt – Karl Heinz Brisch(Hrsg.), Klett-Cotta 2017
Das beherrschte Geschlecht – Sandra Konrad, Piper 2017
Untenrum frei. – Margret Stokowski, Rowohlt 2017

Beata Sievi and Esther
Beata Sievi während des Fotoshootings mit einer Passantin, die sich spontan für das Korsett begeistert

 

As a trained psychologist and tailor I always aimed for deeper understanding of fashion, seduction and gender roles and I used to see the corset as a mean of women`s subjective erotic play. It was the author of the book “The Corset. Cultural history” Valerie Steel, who helped me to understand the corset in this way and her concept of eroticism in fashion influenced my work as corset designer for past twenty years.
In the very last time however I was faced with researches showing the alarming lack of subjectivity of young women, rooted in attachment insecurity and being trapped in standards of pornographic culture. Sociological analyses of Eva Illouz led my finally to the conclusion that it is time to take apart from my artistic activity in corset-making and come back to psychology.
My last creation was an attempt for the artistic interpretation of corset as a symbol of women’s subjectivity. After long reflection I came to conclusion that only as clear statement, as the one I have placed on my corset, can make it nowadays clear, what Eva Illouz postulates in her lectures and books, f.i. “Why love hurts”. She stats that the beauty and its enhancement built the erotic asset of women in the past but she points out, that it was the only capital, which could have been exchanged for either love or social status in order to participate in the men’s power. As my own research on the history of sexuality shows this exchange didn’t included the right for erotic pleasure, which is particularly sad for such erotic garment as corset. After this reflection I came to conclusion that instead of enhancing women’s seductive power it is more important to encourage them to invest in their education and professional skills as a way to obtain the social acknowledgement and support them in their quest for sexual pleasures. The corset might still be occasionally a mean of erotic play but only if this is a play on equal footing and the gain is no other than mutual sensual pleasure.

 

Begegnung von Korsett Designerin Beata Sievi und Lucy Corsetry in Oxford

Lucy from Lucy's Corsetry - begeisterte Korsetträgerin und Expertin from Canada
Lucy from Lucy’s Corsetry – begeisterte Korsetträgerin und Expertin from Canada, Bild: Beata Sievi

Das Atelier „entre nous“ wurde im Oktober 1999 eröffnet. Über das Korsett-Handwerk gab es keine schriftliche Informationen. Unter den wenigen Fachspezialisten, die entweder der unzugänglichen Couture Domaine oder dem Fetisch Untergrund angehörten gab es keinen Austausch. Wie anders sieht die Situation heute aus! Dank dem Internet hat das Korsett als Objekt grosse Popularität gewonnen und das Korsetthandwerk erlebt ein grosses Revival. Einer der populärsten You-Tube Chanels zum Thema Korsetterie wird von Lucy Corsetry geführt. Sie prüft und analysiert Korsetts verschiednener Marken, und berichtet über die mit dem Tragen des Korsetts verbundenen Anforderungen und Körpergefühle. Hier werden auf eine intelligente Weise viele Klischees widerlegt und alle wichtigen Fragen beantwortet.

Lucy wearing corset made by Beata Sievi , Atelier "entre nous" Switzerland
Lucy wearing corset made by Beata Sievi , Atelier „entre nous“ Switzerland, Bild: Beata Sievi

Es hat mich sehr gefreut zu erfahren, dass Lucy an der Oxford Conference of Corsetry im August 2014 teilnehmen wird, die auch auf meinem Reiseplan stand. Wir haben vereinbart in England eine kurze Fotosession und ein Interview über meine Arbeit durchzuführen. Die passionierte Korsettträgerin nahm die Gelegenheit wahr, eines unserer pret-à-porter Korsetts zu testen, und war begeistert.

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Lucy from „Lucy’s Corsetry“ wearing „entre nous“ prêt-à-porter corset in the Library in Oxford

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Lucy wearing „entre nous“ prêt-à-porter corset in the Library in Oxford

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Lucy wearing „entre nous“ prêt-à-porter corset in the Library in Oxford

Die kurze und etwas improvisierte Fotosession fand im Jesus College statt. Das Jesus College ist eines der Colleges der Oxfors Universität und wurde von Königin Elisabeth I  im Jahre 1571 gegründet. Die um 1678 erbaute Bibliothek beinhaltet unter anderem wertvolle Schriften aus den 17. Jahrhundert und erinnerte mich an die vom Umberto Eco im Roman „Der Name der Rose“ beschriebene geheime Kloster Bibliothek. Es hat mich gefreut Lucy an diesem inspirierenden Ort porträtieren zu dürfen.

Allen, die mehr über die Korsett Konferenz in Oxford erfahren möchten, empfehle ich die Reportage in meinem Blog http://www.entrenous-ecoleducorset.com. Oder aber Sie besuchen meinen Vortrag am 6. September 2014 im Atelier „entre nous“  um 13 Uhr.  Eintritt: Vortrag inkl. Apero CHF 35. Anmeldung: atelier@entrenous.ch.

Festsaal in Jesus College, Ort der Oxford Corsett Conference 2014
Festsaal in Jesus College, Ort der Oxford Corset Conference 2014

«Trouver son Jules à Paris» – Korsett-Geschichte von Beata Sievi und Ewald Vorberg Teil 3

Um den vorherigen Teil der Geschichte zu sehen, klicken Sie hier.

Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett und einem couture-Jupe von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Er wollte Sie unbedint heute noch sehen. Sie solle in den Park kommen und beim Brunnen auf ihn warten. Sie müssen die Reise nach Spanien verschieben – etwas unvorhergesehenes sei vorgekommen. Sie spürt, dass eine unerfreuliche Nachricht auf sie zukommt.

Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi
Elérinna im Ribbon-Korsett und einem Glockenrock aus Seidentaft vom Atelier „entre nous“
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi und Jonathan , Paris 2013

Er hat ihr ein Buch von Fernando Pessoa mitgebracht, das ihm immer wichtig war. Es sind nur ein paar Monate, die er im Ausland verbringen wird. So ein Stipendium, wie ihm angeboten wurde, ist eine einmalige Gelegenheit. Sie schaut ihn an, wie er um ihr Verständnis wirbt. Ein halbes Jahr! Es gibt immer etwas, was die Männer von ihr wegzieht. Er fragt ob sie bereit sei auf ihn zu warten.

Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi und Jonathan , Paris 2013, Bild: Ewald Vorberg
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi, Paris 2013, Bild: Ewald Vorberg
Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi
Elérinna Nérélia in couture-création von Beata Sievi, Paris 2013, Bild: Ewald Vorberg

Sie weiss nur, dass sie sich bei ihm immer wohl fühlt. Es wird allmählich dunkel im Park und er spricht auf einmal Spanisch. Sie versteht nicht alles, aber es berührt sie – und sie sagt ihm, dass sie auf ihn warten will. Leise fügt sie hinzu „Wenn ein Herz denken müsste, würde es still stehen“ – das ist auch vom Fernando Pessoa.

Sie wollen nur noch ein letztes gemeinsames Foto haben und lassen sich von einen Passanten fotografieren.

Elérinna Nérélia im Ribbon-Korsett von Beata Sievi
Jonathan et Elérinna  portent couture-création de Beata Sievi,  styliste de l’atelier „entre nous“ Suisse

 

Mode und Eros – Ansichten der führenden Modehistorikerin Valerie Steele

Beata Sievi, Inhaberin des Korsett-Ateliers "entre nous" empfiehlt das Buch "Fashion and Eroticism" von valerie Steele
Beata Sievi, Inhaberin des Korsett-Ateliers „entre nous“ empfiehlt das Buch „Fashion and Eroticism“ von Valerie Steele

Das traditionelle Bild der viktorianischen Frau präsentiert sie als „in unbequemes Korsett eingeschnürt und prüde, ihre Kleidung – ein äußeres Zeichen für ihre sexuelle Unterdrückung und Ausbeutung“. Angeblich war es erst die Frauenbewegung und der Erste Weltkrieg, die dazu beitrugen, Frauen als befreite Individuen mit zwei Beinen anzusehen. Doch Valerie Steele zeigt, dass es die Erotik war, die die Grundlage für das viktorianische Ideal der weiblichen Schönheit und Mode bildete. Und im Allgemeinen, dass die Konzepte von Schönheit und Mode im Wesentlichen erotischer Natur sind. Die berühmte Modeforscherin zeigt, dass viktorianische Frauen, weit davon entfernt waren passive „Sex-Objekte“ zu sein. Genauso wie ihre modernen Pendants haben sie sich mit dem erotischen Ideal als einen Aspekt ihrer eigenen Selbstverwirklichung identifiziert. Auch das berüchtigte Korsett war weder fetischistisch noch eine ungesundes Folterinstrument, argumentiert sie, obwohl seine reichhaltige und ambivalente sexuelle Symbolik Kontroverse ausgelöst. „Fashion und Eroticism“ zeigt, wie sich der moderne New Look natürlich aus der Vorkriegs-Welt der Mode und nicht als Teil einer „antifashion“ oder Reform Bewegung entwickelte.

Fashion and Eros  - Anna in der Korsettkreation im Still des 19 Jh. von Beata Sievi, Bild Beata Sievi
„Fashion and Eros“ – Anna in der Korsettkreation im Still des 19 Jh. von Beata Sievi, Bild: Beata Sievi

Steele Schlussfolgerungen basieren auf erstaunlichen Belegen, einschliesslich visuellen und materiellen Forschungen, in Kostüm-Sammlungen in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Europa und Japan. „Fashion und Eroticism“ ist nicht nur eine radikale Revision des konventionellen Verständnisses der viktorianischen Mode, es ist ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Frauen und ihrer Sexualität.

Fashion and Eros Bild Stanislav Kutac
„Fashion and Eros“ – Models Anna und Cindy in den historisch inspirierten Korsett-Kreationen von Beata Sievi,  Bild Stanislav Kutac

„It seems far more likely that woman’s dress was intended to convey the impression of beauty. The fashion might have been at times uncomfortable or inconvinient, but it diverted attention from possible defiencies of nature, while drawing attention to attractive features, and ideally making the wearer look and feel pretty and charming. It hast been pointed out that „the mind may take pleasure in something which to the body is pain or at least an inconvenience. This is very different from saying that the mind takes pleasure in something because it is painfull.“

Valerie Steele, Fashion and Eroticism, New York, Oxford University Press 1985

Luxuriöse Kreuzfahrt in einem Korsett von «entre nous»

Kreation Queen Mary Atelier entre nous Bild Beata Sievi
Kreation Queen Mary Atelier „entre nous“ in Winterthur

Oft werden wir gefragt, wo heutzutage Korsetts getragen werden. Eine mögliche Antwort darauf gibt unsere neuste Fotoreportage. Ein sehr charmantes Paar bestellte bei uns vor einigen Monaten ein Feinmass-Korsett für eine Kreuzfahrt. Auf der von ihnen gebuchten luxuriösen „Queen Mary“ bestehen bezüglich der Abendgarderobe klare Vorschriften – “black tie” für den Herrn und Abendrobe für die Dame. An jedem Abend wird zudem zu live Musik getanzt und unsere Kunden sind beide leidenschaftliche Tänzer. Ein Höhepunkt der Reise ist jedoch der besonders feierliche „Black & white ball“. Diesen wünschte die Dame in einem Korsett von «entre nous» zu geniessen. Somit war die Farbskala der Kreation vorgegeben. Die Herausforderung bestand nun darin, das Korsett so zu gestalten, dass es mit einem zweiten Jupe in einer anderen Farbe ebenso gut kombinierbar ist. Das Korsett, da waren sich beide einig, soll nicht nur einmal getragen und gezeigt werden…

Anprobe
Anprobe im Korsettatelier Atelier „entre nous“ in Winterthur, Bild: Beata Sievi

Der kreative Prozess begann mit mehreren Entwürfen und Prototypen und erstreckte sich über einige Wochen. Der junge Gentleman begleitete seine Geliebte gelegentlich zu Anproben, prüfte jeweils mit Vergnügen den Taillenumfang und erlernte das Schnüren des Korsetts. Zum Abschluss offerierten wir dem äusserst sympathischen Paar eine kleine Fotosession. Sie nahmen es als Anlass sich auf die Reise einzustimmen! Uns berührte es sehr diese kostbaren Momente des Glücks festhalten zu dürfen.

Kreation Queen Mary Atelier entre nous Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild:  Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild:  Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild:  Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild: Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild:  Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild: Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild:  Beata Sievi

Kürzlich berichtete das Paar vom Nordkap, dass das Korsett angenehm zum tragen sei und allen sehr gefällt. Selbst der Kapitän war beeindruckt. – Wir hoffen nur, dass ihn der starke Eindruck nicht vom richtigen Kurs abbrachte!

Voctoria Augusta
Kreuzfahrtschiff Victoria Augusta im 1891 – Christian Willhelm Allers

Die erste Luxus-Kreuzfahrt der Geschichte fand im Jahr 1891 statt. Eine erlesene Gesellschaft, reich an Zeit und Geld, begab sich am 22. Januar in Cuxhaven an Bord der „Augusta Victoria“. Ihr Vorhaben war nicht wie zu dieser Zeit üblich – mit dem Schiff den Atlantik zu überqueren – sondern vielmehr an einer Seefahrt teilzunehmen, die ausschließlich ihrem Vergnügen dienen sollte. Unter den Passagieren befand sich der Maler und Zeichner Christian Wilhelm Allers, der in der zweimonatigen Reisezeit einen Bildband „Erinnerungen an die Reise der Augusta Victoria in den Orient“ schuf.

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und  Bild Beata Sievi

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Bereit für die Reise – Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild Beata Sievi

Korsett "Queen Mary" Atelier "entre nous" in Winterthur Bild Beata Sievi
Korsett „Queen Mary“ Atelier „entre nous“ in Winterthur, Kreation und Bild: Beata Sievi

Korsett als Mittel der Inszenierung weiblicher Schönheit – Bilder von Ewald Vorberg

Manche Modehistoriker tendieren dazu, das Korsett als Mittel der bourgeoisen Unterdrückung der Frau zu interpretieren. Dennoch, obwohl das Korsett als eine anständige Unterwäsche angesehen wurde, waren sich die Frauen ihrer gesteigerten Anziehungskraft im Korsett bereits im 19 Jh. sehr bewusst. Das folgende Zitat scheint ihnen Recht zu geben:

Wir begehen die größten Torheiten um einer Frau willen,

die wir im Vorübergehen gesehen haben;

und um die Bänder eines Mieders aufzulösen, ehe wir wissen,

was dieses Mieder verbirgt, setzen wir unser Leben ein

und bedenken uns keinen Augenblick.“

(Hofmannsthal: Der Abenteurer und die Sängerin oder die Geschenke des Lebens.)

Model Anna im S-Kurven Korsett von beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Model Anna im S-Kurven Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Model Anna im S-Kurven Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Model Anna im S-Kurven Korsett von beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Das S-Kurven Korsett steht  im Show-room unseres Ateliers zu Anprobe und zum Kauf zu Verfügung.

Termin Vereinbarung: atelier@entrenous.ch oder Tel.052 213 90 89

Belle Epoque Korsett von Beata Sievi im Objektiv von Ewald Vorberg

Die Fotografien von Ewald Vorberg sind mit einer Linhof Master Technika im Format 4×5 Inch aufgenommen worden. Die Linhof Technika kam schon 1936 auf den Markt, aber sie wurde über die Jahre immer etwas weiterentwickelt und wird auch heute noch von Linhof in München hergestellt. Enthusiasten schätzen diese Kamera wegen ihrer feinmechanischen Präzision und Robustheit. Auch wenn man mit dieser Kamera auch digital fotografieren kann, verwendete Ewald Vorberg für diese Aufnahmen den klassischen Film. Seine  Zielsetzung  war, damit eine Eindringlichkeit und Atmosphäre zu erreichen, wie sie in alten fotografischen Aufnahmen zu finden ist. Mehr über den Fotograf erfahren Sie unter:http: http://www.ewaldvorberg.de

Belle Epoche Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Belle Epoche Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Belle Epoche Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Belle Epoche Korsett von Beata Sievi, Bild: Ewald Vorberg

Fotosession im Schloss – Making off

Die Reise zum Schloss  durch die Schneebedeckten Wälder liess alle Beteiligten den Alltag vergessen. Die stimmungsvollen Räume des Schlosses  harmonierten perfekt mit den edlen und verspielten Korsetts von Beata Sievi. Das Model Anna posierte mit grosser Hingabe und Lust, Photograph Ewald Vorberg hielt die sinnlichen Augenblicke fest, nicht ohne den persönlichen Genuss.

Auf dem Weg zum Schloss

Photograpf Ewald Vorberg und Korsetdesignerin Beata Sievi, Bild: Anna

Model Anna im Belle Epoque Korsett von Beata Sievi, Making off

Photograph Ewald Vorberg

Model Anna posiert im Belle Epoque Korsett von Beata Sievi, Making off

Model Anna posiert im Belle Epoque Korsett von Beata Sievi, Making off

Model Anna im Jeans Korsett von Beata Sievi, Making off

Model Anna im Belle Epoque Korsett von Beata Sievi, Making off