
Meine Faszination mit der japanischen Kultur besteht seit meiner Jungend und wurde durch die Romane des japanischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Yasunari Kawabata geweckt, die ich in der Bibliothek meiner Pflegemutter fand. Die geheimnisvollen Titel wie „Schneeland“ , „Tausend Kraniche“ und „Die Stimme des Berges“ oder „Die schlafenden Schönen“ weckten meine Neugierde und ich erlag schnell der Magie altjapanischer Traditionen und Mythen und Kawabatas origineller Sprache. Seine Dialoge verstummen oft nach Andeutungen, Bildfolgen sind gleichsam musikalisch komponiert. Seine Protagonisten sind meistens durch tiefe Emotionen der Liebessehnsucht und Trauer bewegt, doch bleibt ihr inneres Leben verborgenen und drückt sich höchstens symbolisch aus – im Muster des getragenen Kimonos oder in einer Teeschale, die man als Geschenk der geliebten Person überbringt.

Um meiner langjähriger Faszination mit der japanischen Kultur Rechnung zu tragen, habe ich 2005 für mich ein traditionelles japanisches Kostüm angefertigt, das aus einem festlichen Kimono, einem Unterkimono (nagajuban) und einem Obi besteht. Der Kimono wurde von mir, gemäss der japanischen Tradition, von Hand genäht, wobei die gesamte Kreation mehr als 50 Stunden Arbeit benötigte. Während ich in der Form und beim Wahl der Accessoires der japanischen Tradition verpflichtet blieb – und für meinen Kimono den Furisode Still wählte – war es mir von Anfang an klar, dass ich beim Auswahl des Stoffes eine Liaison mit den Europäischen Muster-Optik anstrebe. Aus diesem Grund habe ich mich für einen Seidensatin mit Mohnblumen-Muster von Fabric Frontline in Zürich entschieden.




Das Ankleiden und Tragen eines Kimonos ist eine Kunst, in der ich mich von einer japanischen Kimonomeisterin unterrichten lies. Auch die meisten japanischen Frauen wären nicht in der Lage, ohne weitere Hilfe einen Kimono korrekt anzuziehen. Die typische Ausstattung für Frauen umfasst normalerweise zwölf oder mehr einzelne Stücke, die jeweils auf eine bestimmte Weise angelegt werden müssen. Es gibt daher noch immer professionelle Kimono-Anlegegehilfen, die man vor allem für besondere Anlässe zur Unterstützung anstellen kann.






Während eines Gala Dinners mit den Geishas aus Kyoto im japanischen Restaurant Hasenberg hatte ich eine Gelegenheit, mein Kimono zum ersten mal zu tragen. Ein ganz besonderes Erlebnis war auch die persönliche Begegnung mit den Geishas, die mir erlaubt haben ihnen beim Anziehen ihren festlichen Kimonos zuzuschauen.






Der Auftritt der beiden Geishas umfasste Schamisen-Spiel, Fächerspiel und Tanz und war von grosser Anmut gekennzeichnet. Die Geishas haben mich nach der Vorführung auf die Bühne geholt, mein Kimono bewundert und anschliessend wurde ich in das Fächerspiel und einige Tanzbewegungen eingeführt.



2005 hatte ich zudem eine Gelegenheit ein männliches, japanisch inspiriertes, Kostüm im Auftrag eines Kunden anzufertigen. Das Kostüm bestand aus Hakama-Hose, einem seidenen Haori und einem Herren-Korsett aus Seidensatin. Die Kreation wurde durch die asiatischen Krieger-Gewänder inspiriert. In der Mitte des Korsetts war ein antikes asiatisches Bronze-Amulett mit erotischen Motiven angebracht. Auf die Innenseite des Korsetts habe ich die Reproduktionen von Shungas – den japanischen Holzschnitten aus dem 17 Jh. – gedruckt.



« Le chevet lui-même,
Ne sachant rien, se taira :
Ce doux entretien,
Monsieur, tenez-le secret,
Songe d’une nuit de printemps. »
Damit auch meine literarischen Inspirationen in mein kreatives Schaffen eingebunden werden, habe ich 2006 im Atelier „entre nous“ für meinen Kundenkreis eine Soirée veranstaltet, die neben der Kimono und Schamisen Vorführung auch eine Lesung mit dem Schauspieler Gilles Tschudi aus dem Roman „Die schlafenden Schönen“ umfasste. Es war eine Fantasiereise nach Japan, die allen Beteiligten lange in Erinnerung blieb.
Am 29. Februar 2020 möchte ich das Thema in meinem Salon für Philosophie und Beziehungskultur wieder aufnehmen. Mein Gastsprecher ist Thomas Blubacher.
Samstag, 29. Februar 2020, 17 Uhr – „Die schlafenden Schönen“ – Thomas Blubacher liest aus dem Roman von Yasunari Kawabata, Moderation und Kimonovorführung – Beata Sievi.
Ort: Beata Sievi`s Salon Bibliothek, Winterthur. Eintritt CHF 65 ( inkl. Sushi, Sake). Anmeldung: salon@beatasievi.ch. Anmeldeschluss 15.12.2019 Weitere Informationen über diese Veranstaltungen finden Sie unter diesem Link.
Ein Gedanke zu “Kimono-Kunst und japanische Literatur”