„Das Erotische lebt nicht nur von einer Differenz zwischen den Geschlechtern, die angeblich längst hinfällig geworden ist, es lebt vor allem von einer Gestik des Entblössens, die wusste, dass das Wechselspiel von Enthüllen und Verhüllen nicht nur im faktischen Sinne das erotische Begehren strukturiert, sondern dem Eros auch seine philosophische Dignität gibt. Denn immerhin dachte sich das Abendland die Wahrheit als ein Weib, das seiner Enthüllung harrt, ohne sich dem lüsternen Erkentnisssuchenden je vollständig preiszugeben. Eros ist nicht nur, aber in hohem Masse ein Spiel mit dem Verbergen und Entbergen von Wahrheiten, und die zufällig oder gezielt dem Blick preisgegebene Haut, die mehr ahnen als sehen liess, galt lange als das sinnfälligste Moment in der Dynamik erotischer Begegnungen.“


„Das erotische ist die Spur des Geistes dort, wo es um das andere des Geistes schlechthin, um den Körper geht. Nur solche Körper können dann auch erotisch faszineren, die imstande sind, dieses Moment von Geistigkeit, von Reflexivität, von Distanz und Verwegerung zu evozieren.“




Der Essay erinnert an Platons‘ Symposion und dort enthaltene Auffasung des Eros, der nicht nur auf Erfüllung einer Sehnsucht hinzielt sondern stets „Zeugen und Hervorbringen im Schönen“ ist.“Platon insistiert damit auf Eros als eine produktive, hervorbringende, eine poetische Kraft. Eros, so könnte man sagen ist schlechthin die Lust am entstehen…“





Am Ende des Essays fragt Philosoph Konrad Paul Liessmann ob Eros eine Zukunft hat. Er hofft, dass die Erotik die unmittelbare Befridigung letztendes immer wieder sabotieren wird und somit, auch in einer Gesselschaft, die auf die prompte Befriedigung jeglicher Bedürfnisse und Gelüste ausgerichtet ist, überlebt. „Und dort, wo alle Nacktheit dieser Welt um wenig Geld für jedermann zu haben ist, wird der Anblick eines zufällig entblösten Mädchenfusses vielleicht bald wieder zu einer erotisch-existentiellen Erfahrung ersten Ranges werden.“ Das erhoffe ich natürlich auch im Bezug auf die Frau im Korsett.

Zitate stammen aus dem Buch: „Der listige Gott. Über die Zukunft des Eros.“ herausgegeben von K.P.Liessmann , Paul Zsolnay Verlag Wien 2002